
Namen in Ungarn
Die Schreibweise ungarischer Namen bereitet manchmal Schwierigkeiten. Denn die Ungarn schreiben die Namen in einer anderen Reihenfolge als wir und zwar stets. Auch wenn man sich selbst oder jemand anders im Gespräch vorstellt, wird der Name so genannt. Also andersherum.
Auch ich habe damit so meine Probleme, vielleicht sogar größere als andere. Mit meinem Vornamen, insbesondere. Nicht weil ich meinen Namen nicht wüsste, sondern weil die Leute den Vornamen „Donat“ kaum kennen.
Also machen wir ein Beispiel mit meinem Namen:
Ich heiße in Deutschland: Donat Ebert (genauer: Dr. Donat Ebert, aber das lassen wir jetzt einmal weg). Denn mein Vorname ist Donat, der Familienname Ebert. Wie der Reichspräsident (nicht verwandt und nicht verschwägert).
In Ungarn ist das dann: Ebert Donat. Kein Komma, kein gar nichts. Erst der Familienname, dann der Vorname.
Anderes Beispiel:
Ungarn heißen oft Molnár (deutsch: Müller). Ein geläufiger Vorname ist László (Ladislaus).
Der Betreffende schreibt seinen Namen also in Ungarn: Molnár László. In Deutschland hieße er dann László Molnár.
Alles klar?
Warten Sie ab, das war einfach: Jetzt kommen die Namen der Damen.
Eine Ungarin könnte mit Vornamen Ibolya (Veilchen) heißen. Nachname könnte sein Lakatos (Schlosser). Sie heißt dann auf Ungarisch Lakatos Ibolya. Auf Deutsch Ibolya Lakatos.
Jetzt heiratet aber Frau Lakatos Herrn László Molnár. Wenn sie dann die traditionelle Führung des Namens wählt, so heißt sie: Molnár Lászlóné Lakatos Ibolya. Das „né“ steht für „Frau“, auf gut deutsch also: „dem László Molnár seine Ibolya Lakatos“ (man kennt das vielleicht noch von Michail Gorbatschows Frau: sie hiess Raissa Gorbatschowa. Was dem Russen also sein „a“ ist dem Ungarn sein „né“).
Wenn Herr Molnár noch einen Doktor-Titel hat, wird daraus: Dr. Molnár Lászlóné Lakatos Ibolya.
Wenn aber Frau Lakatos, also jetzt dem Molnár seine Frau, auch einen Doktor-Titel führt, wird daraus:
Dr. Molnár Lászlóné Dr. Lakatos Ibolya.
Kein Witz. Da in Ungarn alle Menschen, die die juristische oder die medizinische Fakultät abgeschlossen haben, einen Doktortitel erhalten, kommt dieser „Doppel-Doktor“ in der Realität häufig vor (dieser „Doktor“ von der juristischen Fakultät müsste allerdings „dr.“ geschrieben werden, also mit kleinem „d“. Sieht aber nur halb so schlau aus, deswegen macht es kaum einer. Im Übrigen bitte diesen Titel nicht etwa „Clowns-Doktor“ nennen – habe ich vielfach ausprobiert, kam nie gut an – außer mir fand das irgendwie nie jemand witzig).
Diese Doppel-Doktornamen findet man häufig genug bei ungarischen Juristinnen der älteren Generation, insbesondere bei Richterinnen, die häufig genug mit einem Rechtsanwalt – beispielsweise – oder mit einem anderen Richter verheiratet sind.
Heute behalten viele Ungarinnen nach der Heirat ihren Mädchennamen. Aber da ist die Praxis uneinheitlich und nicht zwingend vorgeschrieben. Dann bliebe es also bei „Dr. Lakatos Ibolya“, verheiratet mit „Dr. Molnár László“.
Immer noch alles klar?
Also ich habe Jahre gebraucht, um das so richtig zu verstehen, was ich hier so mal eben weiter gebe.
Ich wünsche jedenfalls viel Spaß in Ungarn!
Wenn diese Ausführungen noch nicht alle Ihre Probleme im und mit diesem schönen Land gelöst haben, so erreichen Sie mich hier.